
Berberin: Sekundäre Pflanzenstoffe und ihre Rolle im Insulinstoffwechsel bei Pferde
Fehlen von sekundären Pflanzenstoffen in der Pferdeernährung
Dank neuester Forschung wissen wir heute, dass Insulinresistenz nicht allein durch einen Zuckerüberschuss und einem zu geringen Energieverbrauch entsteht, sondern multifaktoriell ist. Faktoren, die die Insulinsensitivität von Zellen senken sowie erhöhen, müssen bei der Therapie gleichermaßen betrachtet werden. Zu den insulinsensitivierenden Faktoren zählen neben der körperlichen Aktivität auch verschiedenste sekundäre Pflanzenstoffe.
In der modernen Pferdeernährung fehlt es oft an sekundären Pflanzenstoffen, die in der ursprünglichen pflanzlichen Nahrung mit verschiedensten Kräutern reichlich vorhanden waren. Diese Stoffe spielen eine wichtige Rolle bei der Regulierung verschiedenster Stoffwechselprozesse. Ein Mangel an solchen sekundären Pflanzenstoffen könnte zu Ungleichgewichten führen, die möglicherweise die Insulinsensitivität der Zellen beeinflussen. Sekundäre Pflanzenstoffe haben viele interessante Eigenschaften, darunter antioxidative, entzündungshemmende und stoffwechselregulierende Effekte.
Was ist Berberin?

Berberin ist ein natürlich vorkommendes Pflanzenalkaloid, das in verschiedenen Pflanzen wie Berberis vulgaris (Gewöhnliche Berberitze), Hydrastis canadensis (Kanadische Gelbwurz) und Coptis chinensis (Chinesischer Goldfaden) vorkommt. Es befindet sich hauptsächlich in den Wurzeln, Rhizomen, Stängeln und der Rinde dieser Pflanzen. Berberitzenwurzel kann bis zu 50 Gramm Berberin pro Kilogramm Trockenmasse enthalten. Traditionell wurde es in verschiedenen Kulturen vielseitig genutzt, und Studien an Menschen und Tieren deuten darauf hin, dass Berberin verschiedene Stoffwechselvorgänge unterstützen kann.
Vorsicht bei der Dosierung von Berberin und Berberitzenwurzel
Wie viele andere sekundäre Pflanzenstoffe kann Berberin ab einer bestimmten Dosierung toxisch wirken. Dieses Phänomen ist unter dem Begriff Hormesis bekannt: Stoffe, die in geringen Dosen positive oder heilende Wirkungen haben, können in höheren Dosen schädlich oder giftig werden. Heilpflanzen wie die Berberitze zeigen dieses Prinzip besonders deutlich. Während sie in der richtigen Dosierung unterstützend auf den Stoffwechsel wirken kann, wird sie bei Überdosierung zu einer sogenannten Giftpflanze.
Einige Quellen behaupten, dass die Berberitze generell giftig für Pferde sei. Diese Aussage ist jedoch nicht korrekt. Die vermeintliche Toxizität bezieht sich auf die potenzielle Gefahr, die durch eine Überdosierung des enthaltenen Berberins entsteht. Es handelt sich hierbei also nicht um eine pauschale Giftwirkung, sondern um eine Frage der richtigen Dosierung und Anwendung. In der richtigen Menge und bei sorgfältiger Kontrolle des Berberingehalts kann die Berberitze durchaus sicher und vorteilhaft für Pferde eingesetzt werden.
Ein großes Problem bei der Fütterung in Eigenregie oder der Nutzung unkontrollierter Berberitzenprodukte ist, dass der Berberingehalt in der Pflanze stark variieren kann. Faktoren wie Herkunft, Erntezeitpunkt, Bodenqualität und Verarbeitung beeinflussen, wie viel Berberin tatsächlich in der Pflanze enthalten ist. Ohne eine standardisierte Kontrolle kann es leicht zu einer ungewollt hohen Aufnahme kommen, die für das Pferd schädlich sein könnte.
Daher ist es besonders wichtig, bei der Fütterung von Berberitzenwurzel oder anderen Pflanzen, die Berberin enthalten, nur Produkte zu verwenden, bei denen jede Charge auf ihren Berberingehalt geprüft wurde. Diese Kontrolle gewährleistet, dass die enthaltene Menge sicher bleibt und innerhalb der empfohlenen Dosierung liegt. So kann der sekundäre Pflanzenstoff Berberin seine unterstützenden Eigenschaften auf den Stoffwechsel entfalten, ohne gesundheitliche Risiken einzugehen.
Die richtige Anwendung und Dosierung ist entscheidend, um von den positiven Effekten sekundärer Pflanzenstoffe wie Berberin zu profitieren. Ohne Kontrolle besteht das Risiko, dass die Dosierung den Schwellenwert überschreitet, ab dem sich die Eigenschaften der Pflanze ins Negative wenden. Deshalb sollte bei der Fütterung solcher Pflanzenstoffe immer auf geprüfte Produkte zurückgegriffen und von der eigenständigen Nutzung unkontrollierter Quellen abgesehen werden.
Fazit
Sekundäre Pflanzenstoffe wie Berberin finden bisher noch wenig Aufmerksamkeit in der Pferdefütterung, sind jedoch eine sehr interessante Ergänzung, insbesondere wenn es darum geht, den Zuckerstoffwechsel zu unterstützen. Jedoch ist es wichtig, sie gezielt und in kontrollierten Mengen einzusetzen. Die Fütterung sollte immer auf die individuellen Bedürfnisse des Pferdes abgestimmt werden, und bei der Verwendung von Berberitzenwurzel oder Berberin ist auf eine genaue Kontrolle des Gehalts und der Dosierung zu achten.
Hinweis: Dieser Text dient ausschließlich der Information und ersetzt keine tierärztliche Diagnose oder Therapie. Bei gesundheitlichen Problemen des Pferdes sollte immer ein Tierarzt konsultiert werden.
Quellen
- K. D. Tinworth, P. A. Harris, M. N. Sillence, and G. K. Noble, “Potential treatments for insulin resistance in the horse: A comparative multi-species review,” Vet. J., vol. 186, no. 3, pp. 282–291, Dec. 2010.
- A. Ertelt, A.-K. Barton, R. R. Schmitz, and H. Gehlen, “Metabolic syndrome: is equine disease comparable to what we know in humans?,” Endocr. Connect., vol. 3, no. 3, pp. R81–R93, Sep. 2014.
- Dong H, Wang N, Zhao L, Lu F. Berberine in the treatment of type 2 diabetes mellitus: A systemic review and meta-analysis.
- Mazurek A, Pawlicki M, Stachyrak K, et al. Berberine in the treatment of type 2 diabetes - literature review. Journal of Education, Health and Sport. 2024.
- Liang Y, Xu X, Yin M, Zhang Y, Huang L, Chen R, et al. Effects of berberine on blood glucose in patients with type 2 diabetes mellitus: A systematic literature review and a meta-analysis. Endocr J. 2019.
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