
Zink mikrobiomfreundlich füttern: Wie Du Zinkmangel bei Deinem Pferd vermeidest, ohne das Darmmikrobiom zu schädigen
Der Einfluss synthetischer Mineralfutter auf das Darmmikrobiom

Sowohl Dein Pferd als auch die Mikroben in seinem Darm sind auf lebenswichtige Mineralstoffe und Vitamine angewiesen – jedoch in geringen Mengen, die über den ganzen Tag verteilt aufgenommen werden sollten. Viele Darmbakterien reagieren
sensibel auf hohe Konzentrationen bestimmter Mineralstoffe, da diese eine antimikrobielle Wirkung haben. Das bedeutet, dass nicht aufgenommene Mineralien nicht einfach nur über den Kot wieder ausgeschieden werden, sondern einen Selektionsdruck auf die vorhandenen Bakterien ausüben. Dadurch werden vor allem Bakterien bevorzugt, die weniger sensibel auf die Mineralstoffe reagieren, also resistenter sind. Dies führt zu einer Verringerung der Artenvielfalt im Darm die mit diversen Folgeproblemen und Erkrankungen verbunden ist.
Trotz dieser Risiken kann es teils notwendig sein, Mineralstoffe wie Zink synthetisch zu ergänzen, gerade wenn ein Mehrbedarf vorliegt oder das Grundfutter sehr zinkarm ist. Zink ist ein essentielles Spurenelement, das eine Schlüsselrolle im Immunsystem, die Haar- und Hornbildung, bei der Wundheilung und in vielen anderen physiologischen Prozessen spielt.
Doch wie kannst Du sicherstellen, dass Dein Pferd keinen Zinkmangel erleidet, ohne eine Dysbiose, also ein Ungleichgewicht im Mikrobiom, auszulösen?
Zinksupplementierung und ihre Auswirkungen auf das Mikrobiom: Ein Blick auf aktuelle Forschung
Schauen wir zunächst noch einmal genauer auf die Auswirkungen von Zink auf das Darmmikrobiom. Eine Studie von Paßlack et al. (2022) hat den Einfluss einer steigenden Zinksupplementierung auf das Mikrobiom von Pferden untersucht. In dieser Studie wurden zwei verschiedene Zinkquellen getestet: Zinkchlorid Hydroxid (anorganisch) und Zink Methionin (organisch). Es wurden Konzentrationen gewählt, die bei der Fütterung dieses beliebtesten Mineralstoffes üblich sind: der maximal zugelassene Wert und die doppelte Menge wurden mit dem theoretischen Tagesbedarf vergleichen. Die Ergebnisse zeigten, dass mit steigender Zinkkonzentration ein Verlust an Artenvielfalt im Darmmikrobiom auftrat, unabhängig von der verwendeten Zinkquelle. Dies ist besorgniserregend, da eine hohe Diversität im Mikrobiom als Indikator für einen gesunden Darm gilt.
Die Studie zeigte auch, dass die Produktion von kurzkettigen Fettsäuren, insbesondere Butyrat, reduziert wurde. Butyrat ist eine wichtige Energiequelle für die Zellen der Darmschleimhaut und trägt zur Aufrechterhaltung der Darmbarriere bei. Eine verminderte Butyratproduktion kann daher die Darmgesundheit beeinträchtigen und das Risiko für entzündliche Darmerkrankungen erhöhen. Mehr Informationen über die Bedeutung von Butyrat und dessen Rolle im Darm findest Du in diesem speziellen Artikel:
Wann tritt überhaupt ein Zinkmangel auf?
Ein häufiger Fehler bei einer Berechnung der benötigten Mineralstoffmenge ist, dass das Unterschreiten eines Referenzwertes oft direkt als Mangel interpretiert wird. Das ist jedoch nicht korrekt. Ein Unterschreiten eines solchen Wertes bedeutet nicht automatisch einen Zinkmangel. Dieser kann nur durch biochemische oder klinische Parameter festgestellt werden. Darüber hinaus liegt das Auftreten eines symptomatischen Mangels in einer breiten Spanne der Nährstoffaufnahmemenge und tritt nicht bei jedem Pferd zum gleichen Zeitpunkt ein. Faktoren wie die individuelle Bioverfügbarkeit, die Effizienz der Absorption und der allgemeine Gesundheitszustand spielen hier eine entscheidende Rolle.
Bevor Zink zugefüttert wird, sollten folgende Fragen beantwortet werden: Sprechen Symptome und/oder Gehalte im Futter für einen Mangel?
Typische Symptome eines Zinkmangels beim Pferd:
- Schlechte Hufqualität: Brüchige oder weiche Hufe, langsames Hufwachstum.
- Fellprobleme: Schlechtes Fellwachstum, stumpfes oder brüchiges Fell.
- Wundheilungsstörungen: Langsame Heilung von Wunden, häufige Infektionen.
- Schuppenbildung: Trockene Haut, vermehrte Schuppenbildung.
- Juckreiz: Starkes Kratzen oder Scheuern.
- Erhöhte Anfälligkeit für Ektoparasiten: Vermehrte Probleme mit Milben, Haarlingen oder Pilzinfektionen.
- Häufige Hautprobleme: Tendenz zu Ekzemen oder entzündlichen Hauterkrankungen.
- Immunschwäche: Häufige Infekte oder verminderte Abwehrkräfte.
Hierbei ist es besonders wichtig, das Gesamtbild zu betrachten, da all diese Symptome auch andere Ursachen haben können. Neben einem möglichen Zinkmangel müssen daher auch der Gehalt in der natürlichen Nahrung, die Qualität der Grundfütterung und spezifische Mehrbedarfssituationen berücksichtigt werden. Das A und O ist eine vielfältige, natürliche Grundnahrung, die nicht nur Mineralien und Vitamine, sondern auch sekundäre Pflanzenstoffe liefert.
Die natürliche Aufnahmeform ist entscheidend für den Schutz des Mikrobioms
In der natürlichen Nahrung von Pferden kommen Mineralstoffe wie Zink überwiegend in
organisch gebundener Form vor. Pflanzen, die die Hauptnahrung von Pferden darstellen, nehmen Mineralien aus dem Boden auf und bauen einen großen Teil davon in organische Verbindungen ein. Diese Verbindungen sind essenziell für ihren Stoffwechsel und umfassen unter anderem Zink-Proteine, andere Metalloproteine wie solche, die Eisen und Kupfer enthalten oder Selenoproteine.

Wenn Dein Pferd diese Pflanzen frisst, nimmt es Zink in genau dieser organisch gebundenen Form auf. Der Vorteil dieser natürlichen Verbindungen liegt darin, dass sie vom Körper effizienter verarbeitet werden können. Zink beispielsweise wird über spezielle Transporter im Darm absorbiert. Diese Transporter sind darauf spezialisiert, Zink in der Form aufzunehmen, wie es in der natürlichen Nahrung vorkommt – also oft in Verbindung mit Proteinen oder anderen organischen Molekülen.
DIe Studie von Paßlack et al. zeigt, dass organische Zinkquellen das Mikrobiom weniger stören als anorganische Zinkquellen. Dies ist in ihrer besseren Bioverfügbarkeit begründet. Durch die effizientere Aufnahme im Dünndarm verbleibt weniger freies Zink im Dickdarm, wo es das Mikrobiom beeinträchtigen könnte.
Zink mikrobiomfreundlich machen: Ansätze für eine bessere Bioverfügbarkeit
Wenn Zink im Dünndarm nicht vollständig aufgenommen wird, kann es vor allem das Mikrobiom im Blinddarm und Grimmdarm stören.
Hier liegt der Schlüssel zur Mikrobiomfreundlichkeit: eine optimale Bioverfügbarkeit, die sicherstellt, dass Zink effizient im Dünndarm absorbiert wird, bevor es den Dickdarm erreicht.
Die Bioverfügbarkeit und damit die Mikrobiomfreundlichkeit kann neben der Wahl der Zinkverbindung durch die Formulierung, Dosierung und Fütterungsdauer weiter optimiert werden:
- Chelatform: Zink sollte in einer Form vorliegen, die der Organismus Deines Pferdes leicht aufnehmen kann, wie beispielsweise in Kombination mit niedermolekularen Peptiden und Aminosäuren, die den Transport durch die Dünndarmschleimhaut erleichtern.
- Kombination mit Aufnahmeförderern: Die Kombination von Zink mit natürlichen Futtermitteln, die reich an organischen Säuren (z.B. Zitronensäure), Vitamin C oder spezifischen Aminosäuren sind, kann die Löslichkeit und Absorption von Zink im Dünndarm verbessern.
- Konzentration: Die Zinkkonzentration in der Fütterung muss so optimiert sein, dass sie die natürlich aufgenommene Zinkmenge im Grundfutter mitberücksichtigt und eine Überdosierung vermeidet, um das Mikrobiom nicht negativ zu beeinflussen.
- Dauer: Eine kurweise Fütterung von Zink stellt sicher, dass sich das Darmmikrobiom immer wieder erholen kann, was langfristig die negativen Auswirkungen einer synthetischen Zinkfütterung reduziert.
Fazit: Die richtige Formulierung, Dosierung und Fütterungsdauer sind entscheidend
Bei der Ergänzung von Zink ist es also entscheidend, die richtige Formulierung, die Dosierung und die Fütterungsdauer zu beachten. Auch wenn Grenzwerte nicht überschritten werden, können synthetische Mineralien das Darmmikrobiom beeinflussen. Daher sollte eine Zinksupplementierung, wenn notwendig, möglichst nah an der natürlichen Aufnahmeform und kurweise in geringer Dosierung über 2-4 Monate erfolgen. Es ist wichtig, regelmäßig die Wirksamkeit zu überprüfen indem geschaut wird, ob die Mangelsymptome wirklich durch einen Zinkmangel begründet waren und sich der möglichen negativen Effekte bewusst zu sein. Ein „viel hilft viel“-Ansatz ist hier fehl am Platz.
Quellen
- N. Paßlack, S. van Bömmel-Wegmann, W. Vahjen, and J. Zentek, “Impact of Dietary Zinc Chloride Hydroxide and Zinc Methionine on the Faecal Microbiota of Healthy Adult Horses and Ponies,” J. Equine Vet. Sci., vol. 110, p. 103804, Mar. 2022.
- M. C. Udechukwu, S. A. Collins, and C. C. Udenigwe, “Prospects of enhancing dietary zinc bioavailability with food-derived zinc-chelating peptides,” Food Funct., vol. 7, no. 10, pp. 4137–4144, Oct. 2016.
- S. S. Dhaliwal, V. Sharma, and A. K. Shukla, “Impact of micronutrients in mitigation of abiotic stresses in soils and plants—A progressive step toward crop security and nutritional quality,” Adv. Agron., vol. 173, pp. 1–78, Jan. 2022.
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